Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Meyer-Orgel in der
St. Laurentius-Kirche zu Müden / Örtze 1864 - 2014

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Geleitwort

„St. Laurentius klingt“

das ist das Leitwort der sommerlichen Abendmusiken in der historischen Müdener Kirche.

„St. Laurentius klingt“ möchte man auch sagen, wenn die Orgel am Sonntag Liturgie und Gemeindegesang begleitet.

In diesem Sommer wird unsere Orgel an zwei Abenden im Mittelpunkt stehen – zu Ehren ihres 150. Geburtstages.

Das, was in dieser Festschrift zur Beschreibung und Würdigung der Orgel gesagt wird, soll dabei in Klänge umgesetzt werden. Die Bandbreite wird von historischen Klangfarben bis zu modernen Ausdrucksmöglichkeiten reichen.

Das Stiftungskuratorium sieht mit Freude auf ein intaktes, gepflegtes Instrument und hofft, dass darauf noch viele Jahre lang Gottesdienste und Lebensfeste, wie Trauungen und Taufen begleitet werden können.

Über diesen Geburtstag wollen wir das Wort stellen:

„Gebt unserm Gott die Ehre!“

Das Kuratorium der St.Laurentius-Stiftung Müden (Örtze)-Fassberg


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Vorwort

Es gibt sehr viele Orgeln auf der Welt, größere, schönere, teurere, berühmtere und auch viel ältere als unsere Meyer-Orgel von 1864 in der Müdener St. Laurentius-Kirche. Aber dennoch: Wir Müdener sind stolz auf unsere Kirche mit dem herrlichen Gewölbe, stolz auf die zwei großen Glocken, auf das bronzene Taufbecken, - alles mehrere hundert Jahre alt. Und dennoch: Unsere Kirche ist kein Museum! Wohin man auch sieht, man kann erkennen, wie die vergangenen Generationen diese Kirche benutzt und auch immer wieder den Bedürfnissen und dem Zeitgeschmack angepasst haben.

Und genau das ist auch in den vergangenen 150 Jahren mit unserer Orgel passiert. Gebaut in der Zeit der romantischen Musik, mit neugotischen Elementen verziert, als Gegenpol im Stil angepasst an den Altar: Verkündigung durch Wort und Musik. Später mehrfach innerlich verändert – und dennoch die alte geblieben. So wird sie nun 150 Jahre alt. Das ist für uns wirklich ein Grund zum Feiern!

Sie wird in den nächsten Monaten mehrfach im Mittelpunkt stehen, so auch in zwei sehr unterschiedlichen Orgelabenden im Juni und Juli, wohl auch in weiteren Veranstaltungen wie z.B. Orgel­führungen, aber auch dadurch, dass diese Festschrift zeigen soll, wie unsere Orgel schon seit mehr als fünf Generationen immer mit der Gemeinde mitgegangen ist.

Wenn sie ein Mensch wäre, dann möchte ich sagen, dass sie jetzt in den besten Jahren ist, leistungsfähig, gesund, gut zu Fuß, ohne Atem­not, noch ohne Rheuma und immer bei guter Laune. Wir möchten ihr wün­schen, dass sie uns noch lange in diesem Zustand erhalten bleibt und in noch vielen, vielen Gottes­diensten, Andachten, Trauungen, Taufen begleiten möge. Denn ohne Orgelmusik würde in unseren Gottesdiensten etwas ganz Wesentliches fehlen.

Soli Deo Gloria!


Konrad Gebhardt

Organist an der St. Laurentius-Kirche in Müden / Örtze

April 2014


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Die erste Orgel der St. Laurentius-Kirche
(ca. 1720 – 1864)

Die Meyer-Orgel von 1864 ist nicht die erste Orgel in unserer Kirche. Schon ca. 1720-1725 wurde eine kleine Orgel angeschafft, über die es leider nicht viel zu berichten gibt. In unserem Pfarrarchiv sind nur wenige kurze Notizen über sie zu finden, und aus dem Archiv der Landeskirche haben wir einige Kopien von zum Teil stark zerstörten Urkunden bekommen, in denen über diese Orgel berichtet wird. Alles, was durch diese Dokumente einigermaßen als gesichert gilt, soll hier zusammengestellt werden:

In den beiden Visitationsberichten von 1734 und 1739 sind unter anderem auch kurze Texte enthalten, die die erste Orgel betreffen. Leider sind die Original-Urkunden dieser Visitationsberichte durch äußere Einflüsse (Feuchtigkeit ?) nur noch fragmentarisch vorhanden und befinden sich im Staatsarchiv Hannover. In Müden (Archiv der Kirchen­gemeinde) befinden sich Fotokopien dieser Originaltexte.

Einer der beiden Textausschnitte, die von der ersten Orgel berichten, ist hier als Schwarz-weiß-Kopie wiedergegeben:

Es ist der Visitationsbericht vom 28. Febr. 1734

Die Übertragung des Textes:

(...) Zur Orgel haben gegeben oberohe 100 Rt,

istligde Nedderohe 10 Th,

item Winckelmann 30 Thl.

- vor diese 30 Thl ist qanta dena 8 Fuß gemachet –

eine 8vo ist zu Hannover He Vater (...)

Aus den oben genannten Texten können wir wohl schließen, dass der Küster Johann Hestermann etwa im Jahre 1720, als in Müden Pastor Mindemann amtierte (1714 – 1733), eine kleine Orgel zumindest teilweise selbst angefertigt hat. Sie hatte anfangs wohl nur zwei Register, wovon Herr Hestermann die Quintadena 8´ (Holzpfeifen) wohl selbst gebaut hat. Die Oktave 8´ ist wohl vom Orgelbauer Vater angefertigt worden.

Christian Vater, Hannover, war ein sehr berühmter Orgelbauer und hat viele große barocke Orgelwerke, so z.B. auch die in Gifhorn und auch die in der Celler Stadtkirche angefertigt.




Kopie des Fragmentes des Visitationsberichtes vom 28. Febr. 1734

Die kleine Müdener Orgel stand wohl zunächst an der Nordseite der Kirche in der Nähe des Altars, später evtl. vorne auf der Nord-Empore. Dafür habe ich allerdings keine verlässliche Quelle gefunden. Die ersten Emporen wurden erst 1788 eingebaut.

1739 ist ein drittes Register dazugekommen, ein Bachpfeife (wohl ebenfalls ein 8´-Register). Über weitere Register ist nichts bekannt, ebenso wenig, seit wann die Orgel ein (angehängtes) Pedal besaß.

Es gab viele Probleme mit dieser Orgel – und auch mit den damaligen Organisten:

Der Erbauer, Johann Hestermann, konnte und wollte die Orgel spielen, aber die Gemeinde wollte es ihm nicht vergüten. Darum spielte er gratis, aber nur, wenn er wollte, hielt sie aber technisch gut in Schuss.

Aus seinem Erbe bekam die Kirchengemeinde für die Orgel auf seinen Wunsch hin 50 Taler, weil er annahm, dass sein Sohn sein Nachfolger würde, was auch geschah. Dieser aber weigerte sich, die Orgel instand zu halten. Ständig gab es technische Probleme, so dass sie schon nach knapp 30 Jahren eigentlich nicht mehr spielbar war.

In Pastor Merkels „Die lutherischen Pastoren der Kirchen­gemeinde Müden/Ö.“ findet sich noch folgende Notiz bei:

11. Pastor Johann Gottlieb Schneider (1835 – 1857)

„(...) Die alte Orgel in der Kirche versuchte man noch zu reparieren; unter dem Nachfolger wurde dann eine neue Orgel eingebaut. (...)“

Nach nur ca. 130 Jahren war die kleine Orgel, die man heute als Orgel-Positiv bezeichnen würde, wohl endgültig kaum mehr spielbar. Sie wurde in den Kirchenrechnungsbüchern um 1850 als „klein, alt und sehr krank“ bezeichnet. Zur Zeit, als Theodor Harms hier Pastor war (1857 –1866), wurde sie durch unsere jetzige Orgel ersetzt. Es existiert keine genaue Beschreibung, keine Dispositionsangabe (=Auflistung der Register) und auch kein Bild bzw. keine Zeichnung von ihr.


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Die Meyer-Orgel von 1864

Technische Kurzbeschreibung 2014

Unsere Meyer-Orgel hat in ihrem quaderförmigen neugotischen Gehäuse 17 Register, (siehe Tabelle, S. 16) mit insgesamt 997 Pfeifen, auf zwei Manualen (C, D - f´´´) und Pedal (C - c´), Manualkoppel II - I, Pedalkoppel I - Ped, mechanische, leichtgängige und geräuschlose Register- und Spieltraktur, Schleifladen und eine moderne, nahezu geräuschlose und sehr stabile Windversorgung.

Historie der Orgel im Überblick

Zur Zeit, als Theodor Harms in Müden/Örtze Pastor war, wurde unsere jetzige Orgel geplant und in Auftrag gegeben. Der Orgelbaumeister Eduard Meyer in Hannover baute sie 1864. Äußerlich sah sie damals - abgesehen vom Spieltisch mit Pedal - fast so aus wie heute. Allerdings ist sie seitdem innerlich mehrfach gravierend umgebaut worden. Nicht bloß der Spieltisch ist neu (1971), sondern auch die gesamte Windanlage. Die Blasebälge waren ursprünglich hinter der Orgel und mussten von Hand und Fuß bedient werden. –

Damals stand die Orgel weiter vorne auf der Westempore. Hinter der Orgel musste ja noch Platz für den Blasebalg sein. Aber es sollte 1969 auf der Empore vor der Orgel Platz für einen Chor geschaffen werden. So wurde die Orgel nun um mehr als einen Meter nach hinten verschoben, sehr zum Leidwesen der Organisten, da nun trotz Rückspiegel kaum noch Sichtkontakt zum Altar besteht. Den ursprünglichen Standort der Orgel kann man noch gut an den breiten Dielenbrettern erkennen. -

Ungefähr die Hälfte aller Register sind im Laufe der letzten 150 Jahre ausgetauscht, umgesetzt oder verändert worden. Wie die Orgel ursprünglich geklungen haben könnte, kann man nur andeutungsweise versuchen darzustellen. Immerhin stehen noch sechs Register unverändert an der ursprünglichen Stelle, und weitere vier Register haben nur neue Plätze bekommen, so steht z.B. die Oktave 4´ aus dem Hauptwerk jetzt im Pedal.


Die Orgelbaufirma Meyer, Hannover

Dass man sich in Müden für den Bau einer neuen Orgel die Firma Meyer, Hannover ausgesucht hat, war wirklich eine gute Entscheidung. Der Gründer, Ernst Wilhelm Meyer, hatte einen guten Ruf und war damals weit um Hannover herum der berühmteste Orgelbauer. Er erhielt 1834 vom König in Hannover den begehrten Titel "Hoforgelbauer". Sein Sohn Eduard Meyer baute 1864 unsere Orgel. Er durfte diesen Titel nicht führen, denn dieser war an die Person, nicht an die Firma gebunden. Dennoch steht in unseren Akten immer wieder "gebaut vom königlichen Hoforgel­baumeister" oder ähnlich. (Weiteres siehe "Die Orgelbaufirma Meyer, Hannover", S. 26)

1864

Die Müdener waren damals wohl sehr stolz auf diese neue Orgel, was ich gut nachempfinden kann! Sie löste ja die defekte "Mini"-Orgel mit wohl nur drei Registern von 1720 ab und hat ca. 1000 Taler gekostet. Sie hatte 15 Register, (siehe Tabelle, S.16) auf zwei Manualen (C, D - f´´´) und Pedal (C - c´), dazu eine Manualkoppel II – I und drei Kastenbälge für die Wind­versorgung durch Bälgetreter.


Orgel und Altar - ein Ensemble

Der Orgelprospekt ist nicht werkgetreu, sondern er bietet - wie es damals üblich und modern war - mit seiner flachen Vorderwand, den neugotischen Verzierungen und den 25 Prospekt-Pfeifen einen stattlichen Eindruck, wobei man aber sagen muss, dass diese Pfeifen nichtklingend und nur aus billigem Zinkblech sind. Sie wurden 1901 an den Vorderseiten mit Silber­bronze angestrichen. Also: Billige Attrappen! Aber dieser Orgelprospekt, also die Vorderansicht unserer Orgel, im Westen des Kirchenschiffs und der Altar im Osten bilden ein Ensemble, wie man es selten in einer Kirche findet! Beide sind im neugotischen Stil gestaltet, haben also gleiche Schmuckelemente, wie z.B. besonders auffallend die kleinen neugotischen Türmchen. Durch eine gleiche Farbgestaltung wird diese Zusammen­gehörigkeit noch verstärkt, und es wird zusätzlich durch die strukturierten Kassettenbretter im oberen Teil des Altars und auch entlang der Emporen eine direkte optische Verbindung zum Westteil des Kirchenschiffs mit der Orgel erzeugt.

1864 - 1900

Leider wissen wir sehr wenig über die Planung, über den Einbau der Orgel und über die Finanzierung. In unserem Archiv befinden sich dafür nahezu keine Unterlagen, Belege, Quittungen, Abnahme­­berichte usw.

Theodor Harms war für neun Jahre Pastor in Müden (1857 - 1866). Er hat hier so allerhand bewegt, nicht nur liturgisch, sondern auch durch Umbaumaßnahmen in der Kirche. Der Altar wurde neu gestaltet, die Kanzel wurde an die Südwand des Chorraumes versetzt, das Bronze-Taufbecken bekam einen neuen, hölzernen Deckel.

Blick zum Altar vor 1900


Neue Kollektenkästen aus Zinkblech mit den dazu gehörenden Schemeln wurden angeschafft, der Posaunenchor wurde gegründet – und die alte Orgel wurde durch die Meyer-Orgel ersetzt. Über alle diese Maßnahmen gibt es fast keine Belege und kaum Eintragungen in Listen oder Bücher. Zu erklären ist dieses nicht. Man kann nur spekulieren und mutmaßen, aber das klärt die Sache nicht auf. So besitzen wir nur wenige kurze Notizen, zum Beispiel anlässlich der im fünfjährigen Rhythmus zu erstellenden Inventarverzeichnisse, und einige Handwerker­rechnungen über die ersten dreißig Jahre unserer Orgel.

1901

Im Jahre 1901 wurde die Orgel zum ersten Mal umgebaut und klanglich verändert. Diese Arbeiten übernahm die Orgelbau-Firma Furtwängler & Hammer, Hannover. Diese Firma war schon seit Jahr­zehnten der größte Konkurrent für die bis 1870 bestehende Firma Meyer. Ein Schreiben von 1901, in dem es um die Erweiterung und um verschie­dene Änderungen einiger Register geht, ist das älteste Original-Dokument, das wir über unsere Orgel besitzen. Uns ist die Original-Disposition der Orgel nur durch dieses Schreiben bekannt. Dem Kosten­anschlag und auch der Rechnung lag ein Schreiben mit dem vorgefundenen Bestand und Zustand der Orgel bei. Von diesem Schreiben hat uns dankenswerterweise Herr Eickhoff von der Fa. Hammer 2003 eine Kopie zugesandt.

1901 wurde u.a. im Pedal eine Posaune 16´ statt der Oktave 8´ eingebaut. Das Pedal war zu schwach ausgestattet, und es gab noch keine Pedalkoppel.

1913

Die nächste Umbaumaßnahme geschah 1913. Wieder war das Pedal die Ursache. Nun wurde der Bordun 8´ durch Violon 16´ ersetzt. Die langen 16´ -Pfeifen auf der linken Seite der Orgel ragten jetzt oben weit über den Gehäuserand hinaus. Das ist auf alten Fotos noch gut zu erkennen.

1913 wurde Müden an das Stromnetz angeschlossen. Auch die Kirche wurde elektrifiziert. Die Orgel bekam ein großes Gebläse, das im Turm untergebracht wurde.

Bis zu dieser Zeit war die Orgel dem Zeitgeschmack entsprechend romantisch disponiert, besaß also viele 8´-Register in den Manualen und überwiegend 16´-Register im Pedal. Die Register waren in der Lautstärke von pp bis f abgestuft. Die Orgel muss für unsere Ohren ziemlich dumpf geklungen haben. Durch die Orgelbewegung, in der man Hunderte von Orgeln „barockisierte“, also 16´ und 8´-Register durch 4´, 2 2/3´, 2´ und verschiedene Aliquoten und Mixturen ersetzte, wurde auch 1942 unsere Orgel klanglich sehr stark verändert. Man kann das im einzelnen auf der angefügten Tabelle (S. 16) genau nachlesen.

1969/70

Ein weiterer gravierender Eingriff geschah 1969/70. Die obere Empore auf der Nordseite wurde abgebaut, der große Blasebalg wurde jetzt im Turm neben dem elektrischen Gebläse untergebracht, und die Orgel wurde reichlich einen Meter weiter nach hinten versetzt.

Seit 1864 war das Werk zum 2. Manual innerhalb des Orgelgehäuses wohl aus Platz­gründen über dem Haupt- und Pedal­werk an der rechten Innenwand des Orgel­gehäuses quer zum Spiel­tisch, von vorn nach hinten angebracht, also über den kurzen

Das Oberwerk, links Holzpfeifen liegend


Pfeifen vom Pedal und Hauptwerk. 1969 wurde es über dem Pedalwerk hinten an der Rückwand parallel zu den anderen Werken und dem Spieltisch eingebaut und ist somit gewissermaßen ein "Oberwerk". Die tiefen Holzpfeifen von Gedackt 8´ wurden waagerecht übereinander gestapelt, damit sie untergebracht werden konnten. (siehe Foto auf S.12)

Gleichzeitig wur­de die Posaune 16´ von 1901 als „abgängig“ bezeichnet und die Pfeifen entfernt. (Foto rechts).

Ein neuer serienmäßig gebauter Spiel­tisch wurde einge­baut. Die Orgel bekam nun (endlich) eine Pedal­koppel. Das gesamte Regierwerk wurde neu gebaut, also neue Register­züge, Wellen­bretter, Abstrakten, diese nun als Metalldrähte statt Holzlatten. (Foto unten). Das war und ist im Orgelbau umstritten, da Metall außer bei den Pfeifen nach herkömmlicher Meinung nicht in die Orgel gehört. Es hat sich aber als sehr positiv herausgestellt, da diese Kon­struktion viel billiger ist, weniger Platz braucht und zuverlässiger und vor allem nahezu geräuschfrei funktio­niert, - was man gerade bei Original Meyer-Orgeln so nicht findet. (So schreibt die Orgel­bau-Firma Hillebrand in der Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Meyer-Orgel in Bergen / Dumme: „Wurde zu Meyers Zeiten auf geräusch- ­arme Trakturen wenig Wert gelegt ...“)

Neues Wellenbrett zum Hauptwerk, 1969


1998

1998 wurde die Orgel durch die Fa. Hillebrand gereinigt und ein neuer schallgedämmter MDF-Kasten, ein Schalldämpfer und ein kleiner Schwimmerbalg innerhalb der Orgel eingebaut. Das große Gebläse von 1913 und der Blasebalg im Turm wurden 2010 anlässlich der Kirchenrenovierung entfernt.

ab 2002

Für die Klangerweiterung unserer Orgel durch elektronische Mittel musste das Obermanual MIDI-fähig gemacht werden. Das ging in mehreren Entwicklungsstufen und Erprobungsphasen relativ langsam voran. Dazu gibt es ausführliche Informationen im Kapitel „Midifizierung unserer Orgel“ ab S. 17

2007

Der leere Pfeifenstock der Posaune 16´ im Pedal war komplett erhalten geblieben. So konnte hier 2007 ohne Probleme ein gebrauchtes Register Posaune 16´ einge­baut werden. Dieses Register stammt aus der Orgel (erbaut von der Fa. Krell, Duderstadt, 1958) in der Kirche vom Kloster Alberto Magno in Braun­schweig und war von der renom­mier­testen Firma für den Bau von Orgel-Zungen­registern, Giesecke, Göttingen, gebaut worden. Dieses Register hat eine Besonderheit, die für unsere Orgel sehr positiv ist: Die Schallbecher der unteren Oktave haben nur halbe Länge. So passen auch die tiefsten Pfeifen gut in das Orgelgehäuse hinein. Klanglich kann man beim Übergang von der unteren Oktave zur oberen keinen Bruch wahrnehmen!

Offene Windlade unter dem Pedalwerk


Drei kuriose Irrtümer in den Akten

In den Akten seit 1901 finden sich immer wieder Notizen, die unsere Orgel als von der Orgelbaufirma Becker im Jahre 1868 gebaut bezeichnen. Erst als ich 2003 unser Archiv nach Unterlagen zum Bau unserer Orgel gründlich durchsuchte, entdeckte ich einwandfreie Beweise in Eintragungen aus den Jahren 1864 - 1870, dass diese Orgel eine Meyer-Orgel aus dem Jahr 1864 ist. So bekam unsere Orgel ganz plötzlich quasi über Nacht neue Eltern und wurde auch noch vier Jahre älter!

In etlichen Schriftstücken aus der Anfangszeit unserer Orgel steht, dass sie vom "Königlichen Hoforgelbaumeister Meyer" (o.ä.) angefertigt worden sei. Das ist nicht richtig. Diesen Titel trug der Vater des Erbauers unserer Orgel, Ernst Wilhelm Meyer. Sein Sohn Eduard Meyer war "nur" Orgelbauer.

Die Prospektpfeifen in der Vorderansicht unserer Orgel sind, wie schon beschrieben aus billigem Zinkblech, mit Silber­bronze angestrichen, also hohle Blechröhren ohne Innenleben, die aber aussehen wie Orgelpfeifen. Trotzdem findet man in den Akten auch hierfür eine gänzlich andere Version: In dem Abnahmebericht nach dem Umbau der Orgel 1969/70 durch die Fa. Schmidt & Thiemann schreibt der damalige Orgel­revisor Christhard Vandre´: " (...) Die neuen Prospektpfeifen (vorher aus Zink, nichtklingend) sind aus gutem Material (dickwandiges Zinn) und fügen sich dem Gesamtklang ein (...) "

Die Pedalregister auf der Windlade: Vorn die Posaune 16´, dahinter Oktave 4´ aus Metall, dahinter erhaben das Prinzipal 8´(Holz) und ganz links die tiefste Pfeife des Subbass 16´ (Holz)


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Midifizierung der Meyer-Orgel

Unsere Meyer-Orgel besitzt, wie alle Pfeifenorgeln, viele Pfeifenreihen von unterschiedlicher Bauart (Register), um damit möglichst viele verschiedene Klänge und Lautstärken erzeugen zu können. Der Klang jeder einzelnen Pfeife ist prinzipiell unveränderbar. Unsere Orgel besitzt auch keinen Tremulanten und hat auch keinen Schwellkasten, sodass der Klangreichtum relativ eingeschränkt und konstant ist. Aber gerade die Klangvielfalt macht den Reiz einer Orgel aus. – Was tun?

Wahrscheinlich ist schon so mancher Organist auf die Idee gekommen, selbst gleichzeitig die Orgel und ein zweites Instrument zu spielen. So soll schon Nikolaus Bruhns (1665 – 1697) gleichzeitig Geige und mit den Füßen Orgel gespielt haben. Meine Überlegung war, ein Keyboard neben die Orgelbank zu stellen und dort mit einer Hand elektronische Klänge, z.B. eine Solostimme zu spielen, während ich mich dazu auf der Orgel selbst begleite.

Es ist aber sehr unhandlich, auf einem seitlich zu den Orgelmanualen angeordneten Keyboard zu spielen. Deshalb kaufte ich mir ein kleines Steuer-Keyboard mit vier Oktaven Tonumfang, aber ohne Lautsprecher und ohne eigene Klangerzeugung. Das befestigte ich vorne vor dem unteren Manual. Nun besaß die Orgel drei Manuale, zwei mechanische und ein elektronisches. Dazu das Pedal.

Mit diesem kleinen Keyboard konnte ich nun beliebige Sound-Module ansteuern, die dann die aufgerufenen Töne mit von mir ausgewählten Klängen ausstatteten und diese Impulse an einen Verstärker mit Laut­sprecher weiterleiteten. So kam der Klang der Pfeifenorgel gleichzeitig mit dem Klang der elektronisch erzeugten Töne aus der Orgel, wenn der Lautsprecher innerhalb der Orgel aufgestellt war.

Das Keyboard unterhalb der beiden Orgelmanuale, rechts auf dem Notenschrank ein Dr. Böhm-Soundmodul, darunter eine Aktivbox zur Klangabstrahlung

Was ist ein „Soundmodul“? Es gibt sehr viele verschieden gebaute Soundmodule. Kurz gesagt: Alle diese elektronischen Zusatzgeräte haben viele Klänge von Musikinstrumenten, manchmal auch von Tieren, oder auch Naturgeräusche und synthetische Phantasie-Klänge gespeichert. Jedes normale Keyboard besitzt ein Soundmodul. Es gibt seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Soundmodule mit digitalisierten Echtklängen

Links der Viscount-Expander CM-100 auf dem Notenschrank


(digital sampling), die tatsächlich von echten Instrumenten aufgenommen worden sind und nun ständig wieder erzeugt werden können (quasi eine Parallele zu Schallplatte und Tonband).

Die neueste Entwicklung auf diesem Gebiet stammt von der Fa. Viscount: Physical Modeling Technologie; der Expander heißt „CM-100, Accupipe“ und besitzt 176 (!) Orgelregister, von Contra Principal 32´ bis Sifflöte 1´ und auch von 32´-Zungenstimmen bis zu vielen Aliquoten und Mixturen. Hier werden die einzelnen Orgeltöne nach vorgegebenen physikalischen Bedingungen (z.B. Maße und Material der Orgelpfeifen, Winddruck usw.) bei jedem Tastenanschlag neu erzeugt. Somit kann der Organist nicht nur diese vielen Register nach Auswahl benutzen, sondern auch deren physika­lische Parameter vielfältig verändern, und somit Intonateur seiner eigenen Register werden!

Nun aber zurück zu unserer Orgel: Es erwies sich als unpraktisch, dieses dritte Manual jedes Mal auf- und wieder abzubauen, aber sonst kann man den Spieltisch nicht abschließen. Außerdem konnte man das Pedal beim Spielen nicht sehen. Es war zu eng. Also gab es die Überlegung, dieses Keyboard an die Mechanik des oberen Manuals anzukoppeln und oben innerhalb (!) der Orgel einzubauen. Das war bei unserer Orgel relativ gut möglich, weil dort in der Orgel an der richtigen Stelle viel Platz war.

Das war meine Grundidee, die letztlich zur Midifizierung des Obermanuals geführt hat. Midifizierung bedeutet, eine elektronische Verknüpfung von elektronischen Musikinstrumenten untereinander und auch mit elektroni­schen Steuerelementen und Verstärkern herzustellen.

Die Pfeifenorgel ist aber als mechanisches Instrument nicht MIDI-fähig. Sie kennt keine Elektronik. Also musste ich die Orgeltasten mechanisch mit einem elektronischen Keyboard verbinden, kurz gesagt: eine MIDI-Koppel bauen.

Ich baute einen mechanischen Apparat aus Holz, also meine MIDI-Koppel, die das Zwischenglied zwischen den mechanischen Orgeltasten des oberen Orgelmanuals einerseits, und auf der anderen Seite dem elektronischen Keyboard mit Soundmodul, Verstärker und Lautsprecher wurde.



Die erste Ausführung der MIDI-Koppel vor dem Einbau 2004

In den kommenden Jahren wurde diese MIDI-Koppel immer weiter verbessert:

Die augenblicklich eingebaute MIDI-Koppel ohne Schutzabdeckung


Über jeder Taste des Keyboards befindet sich jetzt eine kleine, dünne Latte. Sie hat etwa in der Mitte ein einfaches Scharnier, damit sie vorne nach oben und unten bewegt werden kann. Eine (Justier-) Schraube in dieser Latte liegt auf der Keyboard-Taste auf und drückt sie herunter, wenn vorn diese Holzlatte durch den Zug von der Orgeltaste heruntergezogen wird.

Vorn an jeder Latte ist ein Kupferdraht befestigt, der etwa 20 Zentimeter tiefer mit einer Lüsterklemme an der entsprechenden Abstrakte der Orgel befestigt ist. Abstrakten sind die mechanischen Verbindungen, meist lange dünne Holzlatten, bei uns Stahldrähte, die die Orgeltasten mit den Spiel­ventilen unter den Pfeifen verbinden.

Jetzt wird, wenn die Midi-Koppel mechanisch eingeschaltet ist, durch den Druck auf die Tasten des Obermanuals auch das Keyboard mitgespielt. Auf diese Weise kann man nun mit dem Obermanual beliebige elektronische Klänge und auch gleichzeitig wahlweise die Orgelregisterklänge spielen.

Ich habe bei all dem besonderen Wert darauf gelegt, dass an der Pfeifen­orgel nichts verändert wird. Alle diese Teile lassen sich problemlos wieder entfernen, ohne dass irgendwelche Schäden, Bohrlöcher oder ähnliches entstanden sind.

Nur wenn die MIDI-Koppel eingeschaltet ist, was durch mechanisches Anheben des Keyboards geschieht, lassen sich die Tasten des Obermanuals etwas schwerer hinunterdrücken. Sonst aber ist nichts gegenüber dem Originalzustand der Orgel verändert.

Die MIDI-Koppel, eingebaut mit Schutzabdeckung und den drei Schaltern für Oktavierung (statt 8´-Lage 16´ oder 4´), Hall und Anschlagsdynamik. Ganz rechts der Rundstab liegt waagerecht, die MIDI-Koppel ist somit eingeschaltet.

Durch diese einfachen mechanischen und elektronischen Mittel wird der Klangreichtum unserer Orgel fast grenzenlos erweitert, und das ganz ohne Beeinträchtigung des Pfeifenorgelklanges oder Beschädigung der Substanz der Orgel.

Ich besitze mehrere Soundmodule, die ich anschließen kann. Damit besitzt unsere Orgel zu den eige­nen 17 Pfeifenregistern jetzt allein durch das Soundmodul CM-100 von Viscount zusätzlich weitere 176 Orgelregister, durch andere Soundmodule noch beliebig viele Orgelregister, aber auch interes­sante Orchester-Sounds wie z. B. Klarinette, Vibraphon usw.

Sehr wichtig ist eine gute Ausstattung mit leistungsfähigen Aktiv-Boxen, Lautsprechern. Es sollten wohl mindestens vier mit je 100 W sein – aber auch das ist eine Kostenfrage.

Anmerkung: Natürlich müsste eine Orgelbaufirma, die dieser „modernen“ Technik aufgeschlossen gegenübersteht, das Ganze fachmännischer gestalten, wenn man ernsthaft die Orgeln mit solchen Klängen und Möglichkeiten ausstatten möchte. Dazu gehört eine „Rubberschiene“ (MIDI-Kontakte für jede Taste) für jedes Manual und das Pedal, dann auch ein gutes Soundmodul mit Klangschaltern im Spieltisch und vor allem eine leistungsfähige Verstärkeranlage mit entsprechenden Lautsprechern.

Es gibt aber auch jetzt schon „Kombi-Orgeln“, die einige echte Pfeifen­register haben, aber zusätzlich noch viele elektronische Register. Diese Orgeln sehen äußerlich aus wie „normale“ Pfeifenorgeln, sind aber wesentlich billiger. Sie besitzen einen mit klingenden Pfeifen aus­gestatteten Prospekt (= Vorderansicht). So z.B. auch die neuapostolische Kirche in Gifhorn. In anderen Kirchen stehen eine oder gar zwei Pfeifenorgeln und zusätzlich noch eine elektronische Orgel, z.B. in der Neustädter Kirche in Hannover. In unserer Nachbarschaft gibt es Kirchen, deren Pfeifenorgeln nicht mehr spielfähig sind oder deren Reparatur zu teuer wäre. Deshalb steht z.B. in den kath. Kirchen in Bergen und Fassberg in unmittelbarer Nähe der Pfeifenorgeln jetzt je eine elektronische Orgel mit ca. 30 Registern, deren Lautsprecher in der Pfeifenorgel untergebracht sind.


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Unsere Orgel in der Literatur

aus: Wilhelm Martens, Und immer waren Träume da, Freudenthal-Gesellschaft, Rotenburg/Wümme, 1988, S. 30 ff: De Fründ un een Choral

Een Vertelln um Richard Linde

Richard Linde (1860 – 1926) ist bekannt geworden durch seine Monographie zur Lüneburger Heide. Er wohnte in Hamburg, war aber regelmäßig Gast in Müden, das er besonders liebte und wo er viele gute Freunde hatte. So auch zum hiesigen Lehrer und Kantor Wilhelm Schütze.

Wilhelm Martens (1913 – 1977) ist in Müden geboren und gestorben. Er war Maurer, hat aber ständig Texte geschrieben, Geschichten, Gedanken und auch Gedichte, auf Hochdeutsch und auf Platt.

Von ihm stammte der folgende Text, den ich aus dem Buch „Und immer waren Träume da“ (eine Auswahl aus seinem Werk von Johann Dietrich Bellmann) entnommen und gekürzt habe:

Nach einem langen Spaziergang mit Lehrer und Kantor Wilhelm Schütze durch die Heide im Spätsommer 1926 bleibt Richard Linde bei der Kirche plötzlich stehen.

(...) „Hör mal, Willi,“ sä he, „wullt du mi een Gefallen doon, ick heff wat up’n Harten, dröff ick dat mal seggen?“„Aber, Richard,“ verwunner sick de Köster, „dat versteiht sick doch von sülben, dor brukst du doch nich um to fragen, wat schall ick denn doon?“ „Speel mi mal wat up de Orgel, nu wo ick noch hier bin — wenn di dat recht is.“ „Ja geern,“ sä de Köster, „wenn’ t wieter nicks is, dat kriegt wi ög, musst abern Oogenblick töben, ick mutt den Slötel erst halen, ick heff eem nich in de Tasch.“

To anner Tiet harr he seker fragt, worum just nu un in düssen Oogenblick, in den se al meist Hunger spören dän un de Abendbrotstiet vor de Döör stund, aber he frög nich. He beiel sick un weer na een paar Minuten al wedder dor, dat weer ja nich wiet na’ t Kösterhuus hen, un he weer noch an öberleggen, wat för een Stück he utsöken scholl, wenn den Fründ dor so na verlangen da, as he dat ut den sein Stimm ruttohören glöwt harr. Wat Besonners möss dat woll al wän, dach he noch, aber as he do fragen dä, sä de Professor slicht un eenfach un mit een Bestimmtheit, as weer dat lang öberleggt: „Was Gott tut, das ist wohlgetan.“


Den Köster weer't recht, he nick mit´n Kopp un steeg de Trepp na de Orgel rup. De Professor sett sick ünnen in een Bank, just sowiet vor de Empore, dat de Köster eem in Speigel sehn könn. Erst noch hör he den hantieren. Dat Upklappen von den Deckel, dat Lichtanknipsen, dat Blädern in een Notenmapp, dat hör sick all duppelt lut an in de leddigen Kerk, aber denn sweben uck al de ersten liesen Töne na eem dal un eem weer dat so, as weer dat frie' e Vörspeel een Affbild von all dat, wat de Köster un he buten in de Heid dacht un fohlt harrn, swöll an un aff, so as uck de Wind gahn weer, steeg noch eenmal mit de Lark tohöcht, jubilier, trillier mit jüm, swew sinnig wedder dal, swew um Barken un Machangel — all de Biller trecken noch eenmal an den Professor vörbi, so klar un dütlich, äs weer he noch buten un nich in de schummerigen Kerk. Ümmer noch präludier de Köster un ümmer noch weer dat äs een Vertelln, bet de Register wesseln un de Melodie, de kort andüdt weer, in vulle Akkorde öbergüng. Do weer de Kerk vull. So as de Verse von den Choral utseggen dän, bedeen de Köster de Register, un he speel all de Verse dörch. As he do in den Speigel keek, seh he, dat de Hannen von sien'n Tohörer up dat Lehn von de Bank vor eem leegen un he den Kopp upleggt harr, as wenn he slöpt. So hüng he noch een lütt Naspeel an un leet denn de Orgel just so liesen utklingen, as he dat Speel anfungen harr, lä sinnig den Deckel dal, slöt äff, knips dat Licht wedder ut un güng langsam na ünnen.

(...) Am Tage danach fuhr Richard Linde nach Hamburg zurück. Unterwegs ist er „so ganz up Mal storben“.

Blick zur Orgel, vor 1968: So sah die Kirche zur Zeit von Richard Linde und Wilhelm Schütze aus.


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Der Hannoversche Hoforgelbauer Ernst Wilhelm Meyer

Ernst Wilhelm Meyer, geboren am 20. Mai 1779 in Hannover, erlernte das Orgelbauerhandwerk bei den Orgelbauern Müller in Wittmund, Witzmann in Bremen, Wilhelm Heinrich Baethmann in Hannover, Keller in Magdeburg, Grüneberg in Brandenburg und Huse(?) in Berlin. Während seiner Zeit bei Hoforgelbauer Baethmann arbeitete Meyer an dem Orgelneubau in Dannenberg 1801/02 mit.

Meyer ließ sich 1806 in Hannover als Orgel- u. Instrumentenmacher nieder. Nach seiner Heirat mit Christiane Jochmus wurden dem Ehepaar die Söhne Friedrich Eduard (1806 - 1889) und Carl Wilhelm (1808 - 1882) geboren. Eine eigene Werkstatt eröffnete der Orgelbauer Meyer im Jahre 1810 und erwarb sich als tüchtiger und solider Meister bald großes Zutrauen. Anerkennende, lobende Äußerungen über die Meyerschen Orgelwerke gab es in großer Zahl.

Nach anfänglichen Orgelinstandsetzungsarbeiten westlich von Hannover dehnte sich im damaligen Königreich Hannover Meyers Arbeitsbereich zunehmend aus. Die Orte Hameln, Rehburg, Heiligenfelde bei Bremen, Harburg, Drennhausen, Predöhl (Hohe Kirche), Wittingen, Peine und Einbeck können dieses Gebiet grob umreißen. Aber sogar in das damals finnische Wyborg lieferte er eine neue Orgel. Meyer wurde vom Konsistorium in Hannover schon frühzeitig zu gutachtlicher Tätigkeit aufgefordert.

Bis 1833 war Christian Bethmann, der Sohn seines 1802 verstorbenen Lehrherren, einer seiner schärfsten Konkurrenten, später wurde es Philipp Furtwängler in Elze. Nach Bethmanns Tod bewarb sich Meyer beim Hannoverschen König bereits am folgenden Tage erfolgreich um den Titel des Hoforgelbauers, den er ab 1834 offiziell führte. Seine beiden Söhne Eduard und Wilhelm waren im Orgelbau so qualifiziert ausgebildet worden, daß Hoforgelbauer Meyer etwa im Jahre 1838 die Leitung der Werkstatt seinen Söhnen übertragen konnte. Eduard, er stellte die Orgel in Bergen auf, wurde der eigentliche Geschäftsnachfolger und vertrat später anstelle des Vaters die Firma nach außen hin.

Bedeutende Um- und Neubauten aus der Meyerschen Werkstatt wurden ausgeführt in der Stadtkirche zu Celle (1835), Schloßkirche Hannover (1838), Dreifaltigkeitskirche Harburg (1841) und St.-Johannis-Kirche Lüneburg (1852), im Kloster Loccum (1854), in der Marktkirche Hannover (1855) sowie in den Klosterkirchen zu Wennigsen (1860), Marienwerder (1861), Barsinghausen (1865) und Ebstorf (1866). Die größte Meyer-Orgel ist noch immer das zwischenzeitlich veränderte Instrument in der Stiftskirche zu Wunstorf mit 34 Registern auf drei Manualen und Pedal aus dem Jahre 1859.

Nach dem Tod des Firmengründers am 14. Juli 1868 wurde die Werk­statt im Jahre 1870 geschlossen, nachdem von hier aus etwa 100 neue Orgeln gebaut und zahlreiche Reparaturen durchgeführt worden waren. Carl Wilhelm Meyer starb am 5. Januar 1882, sein Bruder Friedrich Eduard am 4. Dezember 1889.

QUELLEN

Pfarrarchiv Bergen/Dumme,Akten 513-1
Hauptstaatsarchiv Hannover Hann. 83 II, 8056, 8057
 (Baugeschichte der Orgel)
 Hann. 83 IV, 191 a (Visitationsberichte)
 Dep. 103 (Königl. Hausarchiv) XXIV,
 1731 (Werdegang Hoforgelbauer Meyer)
Kümmerle, Salomon:Enzyklopädie der evangelischen Kirchenmusik,
  Bd.2, Gütersloh 1890 (S. 268 f.)

Anm. (Gb): Dieser Text ist entnommen aus:

Axel Fischer, Bergen/Dumme: Die Meyer-Orgel in der Paulus-Kirche zu Bergen an der Dumme; Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Meyer-Orgel, 1992


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